Historische Verbreitung
Der Fischotter war in Thüringen einst flächendeckend verbreitet. Ab 1880 setzte eine starke Verfolgung ein, die bereits 10 Jahre später zu einem starken Rückgang der Fänge führte. Ab 1900 gab es nur noch vereinzelt Funde und ab 1974 galt der Fischotter in Thüringen als ausgestorben. Obwohl es vermutlich doch noch ganz vereinzelte Restvorkommen vor allem in Nordthüringen gab, trat der Fischotter nicht mehr in Erscheinung. 1996 wurde dann erstmals wieder ein „offizieller“ Nachweis an der Grenze zwischen Thüringen und Bayern gefunden. Meine Diplomarbeit erbrachte dann bereits im Plothener Teichgebiet Nachweise. Nachdem danach ein paar Jahre unsystematisch weitere Fischotterfunde innerhalb Thüringens gesammelt wurden, wurde ab 2001 eine systematische Kartierung mit dem “Otter-Netz-Thüringen” begonnen.
Wiederbesiedlung und Verbreitung bis 2023
An erster Stelle soll betont werden, dass es in Thüringen nicht zu Aussetzungen von Fischottern kam, obwohl dies vereinzelt behauptet wird. Sowohl das jährliche Monitoring als auch genetische Untersuchungen belegen eindeutig die natürliche und schrittweise Wiederbesiedlung Thüringens. Die Rückkehr des Fischotters in viele Gebiete Deutschlands und so auch nach Thüringen wird von Experten vor allem mit einer Abnahme von bestimmten Umweltschadstoffen in Verbindung gebracht.
Die Entwicklung der Verbreitung des Fischotters in Thüringen konnte ab 2001 verfolgt werden. Bereits in den ersten Jahren des Monitorings gab es sowohl in Ostthüringen als auch in Nord- und Westthüringen Nachweise. Die Wiederbesiedlung erfolgte demnach nicht nur aus Richtung Osten (Sachsen), sondern auch aus anderen Richtungen und Populationen. In den einzelnen größeren Flusseinzugsgebieten Thüringen verlief die Entwicklung unterschiedlich schnell. In den Ostthüringer Bereichen der Pleiße und der Weißen Elster konnte der Otter zuerst flächendeckend Fuß fassen. Von hier aus wurde auch das Gebiet der Saale wiederbesiedelt. In diesen drei Flusseinzugsgebieten nähert sich die Besiedlung vermutlich einer Dichte, in der alle verfügbaren Habitate besiedelt sind und keine weitere Ausbreitung und Verdichtung der Bestände mehr erfolgt. Für die Unstrut wird vermutet, dass sich hier noch ansässige Otterrestbestände langsam wieder ausdehnten, möglicherweise unterstützt durch eine Zuwanderung aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. An der Werra werden seit vielen Jahren nur sehr wenige Nachweise gefunden und es gibt nur eine sehr geringe Ausbreitung der Bestände.
Die langsame Ausdehnung der Bestände lässt sich gut durch den Anteil an Stichprobenorten mit Otternachweis darstellen. Wenn an einem Monitoringort ein Nachweis gefunden wird, wird dieser Ort als „positiv“ registriert. Für die Weiße Elster ist der Anteil der positiven Orte und die Anzahl insgesamt untersuchter Brücken exemplarisch dargestellt. Es ist gut zu erkennen, dass sich die Nachweisdichte einer „Sättigung“ bei einem Anteil von ca. 80 % nähert. Anfangs ergab sich eine Steigerung der Nachweisdichte vermutlich auch durch eine Ausdehnung des Untersuchungsgebietes, allerdings werden in den letzten Jahren immer ähnlich viele Punkte untersucht, so dass die Steigerung hier durch die Ausdehnung der Nachweise erklärt werden kann.
Für alle großen Fluss-Einzugsgebiete Thüringens ist dies vergleichend in der nächsten Grafik dargestellt. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Wiederbesiedlung an Pleiße, Weißer Elster und Saale teils sehr schnell passierte. Demgegenüber erfolgte an Unstrut und vor allem an der Werra noch keine vollständige Besiedlung.
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