Fischotter und Fließgewässer
Lebensraum Fließgewässer für den Fischotter
Beenträchtigungen der Fließgewässer
Nahrung des Fischotter im Fließgewässer
Entwicklung der Biomasse in Thüringer Fließgewässer
Lebensraum Fließgewässer für den Fischotter
Fließgewässer und Flussauen sind der ursprünglich in Mitteleuropa vom Fischotter besiedelte Lebensraum. Die systematische Verfolgung des Wassermarders begann interessanterweise zu einem Zeitpunkt, als die zunehmende Industrialisierung um 1850 die großen Flüsse mehr und mehr beeinträchtigte. Für den damit einhergehenden Rückgang des Fischbestandes machte man den Fischotter (und andere Arten) verantwortlich und begann die Ausrottung. Die durch diese Jagdintensität bereits dezimierten Populationen wurden dann durch Umweltgifte und Lebensraumzerstörung weiter geschwächt, was zum flächenhaften Aussterben des Fischotters in Mitteleuropa führte.
Die seit den 1990er Jahren zu beobachtende Rückkehr des Otters in viele Flussgebiete ist auf einen geringeren Schadstoffgehalt, die Verbesserung der Wasserqualität und eine damit einhergehende Erholung der Fischfauna in vielen Flüssen zurückzuführen. Der Trend der Erholung der Fischbestände begann vor allem im Osten Deutschlands nach der politischen Wende 1990 durch den Wegfall vieler Verschmutzungsquellen. Seit ca. 10 Jahren ist jedoch allgemein wieder ein Rückgang der Fischpopulationen zu beobachten. Dieser Umstand wird häufig der Rückkehr des Fischotters angelastet, dafür gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege.
Beenträchtigungen der Fließgewässer
Derzeit unterliegt die Fischfauna einer Vielzahl von negativen Einflüssen: ausgedehnte Niedrigwasserperioden, Wassererwärmung, Verstopfung des Kieslückensystems durch Feinsedimente, Schadstoffeinleitungen, Einflüsse durch Pflanzenschutzmittel und Kläranlagen, Medikamentenrückstände, Strukturdefizite, eingeschränkte Durchgängigkeit, Einfluss des Menschen durch Besatz und Angelfischerei und zumindest streckenweise die Prädation durch Kormorane. All dies hat zu einem Rückgang der Fischbiomasse in unseren Gewässern geführt.
Nahrung des Fischotters im Fließgewässer
Für den Fischotter ist das Fließgewässer ein wichtiger Lebensraum und ein wichtiges Nahrungshabitat. Natürlich fängt er auch hier Fische, allerdings ist durch zahlreiche Nahrungsuntersuchungen belegt, dass mehr als 80 % seiner Beute aus Fischen besteht, die kleiner als 15 cm sind. Es ist kein einziger Fall bekannt, in dem der Fischotter eine Fischart lokal ausgerottet oder auch nur an den Rand des Aussterbens gebracht hätte. Gefährdete und seltene Fischarten werden zwar gefangen, aber eben auch nur sehr selten. Der Grund, warum diese Fischarten überhaupt gefährdet sind, ist nahezu ausschließlich auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen.
Untersuchungen zeigen, dass der Fischotter einen Teil des Zuwachses an Fischbiomasse entnehmen kann, jedoch nicht in einem Maße, dass die Reproduktion der Fischarten gefährdet wäre. So werden bspw. bei der Bachforelle überwiegend kleine Exemplare erbeutet und nur selten laichfähige Größen. Diese stehen dann wieder zur Verfügung für eine Erneuerung der Population. Problematisch wird es dann, wenn die Reproduktion aufgrund eines zugesetzten Kieslückensystems oder schädlichen Stoffeinflüssen nicht mehr funktioniert.
Entwicklung der Fischbiomasse in Thüringer Fließgewässern
Vergleichende Untersuchungen der Daten aus dem Monitoring zur Wasserrahmenrichtlinie in Thüringer Flusseinzugsgebieten zwischen 2005 und 2018 zeigten, dass sich sowohl in Bereichen, in denen der Fischotter häufig vorkam, als auch in Bereichen, wo er noch nicht lebte, ein vergleichbarer Rückgang der durchschnittlichen Biomasse abzeichnete. In einigen Gewässern schien der Rückgang der Fischbiomasse mit der Rückkehr des Fischotters zusammenzuhängen, jedoch waren immer auch andere Einflussfaktoren gegeben. Generell schwankt die Fischbiomasse an einzelnen Untersuchungsstellen meist relativ stark und echte Effekte können nur durch langjährige Untersuchungen und einen vergleichbaren Untersuchungsansatz festgestellt werden.
Generell ist festzustellen, dass der Einfluss des Fischotters auf die Fischfauna des Fließgewässers derzeit nur wenig untersucht ist, was auch methodische Gründe hat. In einem naturnahen und produktiven Gewässer dürfte der langfristige Einfluss äußerst gering sein. Nicht auszuschließen ist, dass in bereits stark beeinträchtigten Gewässern der Einfluss größer ist, da hier meist die Reproduktionsfähigkeit der Fischfauna nicht mehr ausreichend gegeben ist.
Anders als bei Teichen gibt es am Fließgewässer keine Möglichkeiten, den Fischotter von der Jagd abzuhalten. Er wird also, wie in den vergangenen Jahrhunderten, wieder ein Bestandteil des Gewässerökosystems sein. Hauptaufgabe für den Menschen ist es, dieses Ökosystem wieder in einen naturnahen und gesunden Zustand zu versetzen.